Endlich Pinguin-Kindergarten im Zoo

Zuchterfolg bei den Humboldtpinguinen: Nachdem im Zoo Osnabrück über viele Jahre keine gefiederten Jungtiere aufwuchsen, sind in Kürze auf der Außenanlage sogar fünf Küken mit dem ältesten Pinguinweibchen in einem eigenen Bereich zu sehen. Nachwuchs Jimmy, geschlüpft im Februar, planscht hier bereits. Bei den Waldbisons kam doppelter Nachwuchs zur Welt.

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„Wir haben in den letzten Jahren viele Gehege-Optimierungen durchgeführt und standen in regelmäßigem Kontakt und Austausch mit anderen Zoos, in denen die Humboldtpinguin-Nachzucht gut klappt. Sieben Jahre mussten wir warten und es klappte einfach nicht, aber jetzt haben wir einen richtigen Kindergarten hier“, berichtet Priska Hennig-Lippe, Tierpflegerin bei den Pinguinen. Den Anfang machte Männchen Jimmy, der im Februar zur Welt kam und von den Tierpflegern aufgezogen wurde (der Zoo berichtete).  Nach Jimmy schlüpften vier weitere Pinguinküken, die anfangs sogar alle von ihren Eltern aufgezogen wurden. „Wir schauten regelmäßig nach den Jungtieren und wogen sie ab und zu. Das geht bei unseren Bruthöhlen sehr gut, denn wir können die Rückwände öffnen. Zwei Küken nahmen leider ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr zu, daher nahmen wir sie aus den Höhlen, um sie hinter den Kulissen mit der Hand weiter aufzuziehen“, berichtet die Tierpflegerin. Die Freude sei besonders groß, dass zwei Jungtiere weiterhin von ihren Eltern gut umsorgt werden: Die Pinguine Snorre und Kreuzschnabel sowie Melli und Paul kümmern sich liebevoll um ihren Nachwuchs – Humboldtpinguine teilen sich die Jungenaufzucht. „Bei ihnen herrscht Gleichberechtigung. Unsere Pinguin-Paare haben sogar schon einen richtigen Rhythmus entwickelt und lösen sich immer fast zur gleichen Uhrzeit ab“, freut sich Hennig-Lippe.

 

Generationsübergreifendes „Nichtschwimmerbecken“

Für die Jungtiere richtete der Zoo einen „Kindergarten“ mit Betreuung durch eine Pinguinseniorin ein: „Unsere Handwerker haben das kleine Salzwasserbecken umzäunt, damit das ältere Pinguinweibchen Sommersprosse und die Jungtiere dort eine Möglichkeit haben, ganz in Ruhe ins Wasser zu gehen. Dieses Becken ist deutlich flacher als das große und der Ein- und Ausstieg ist so leichter“, erläutert Hennig-Lippe den Umbau. Die 30-jährige Sommersprosse, die aufgrund ihres Alters nicht mehr bei der großen, turbulenten Gruppe ist, könne so trotz ihrer altersbedingt schwerfälligen Bewegungen bequem und sicher ins Wasser. Sobald die jungen Pinguine ihr Jugendgefieder tragen, dürfen auch sie in den gesicherten Bereich. Das derzeitige Dunengefieder schützt nur vor Kälte, aber nicht vor Wasser. Jimmy plantscht bereits jetzt im „Nichtschwimmerbecken“. „Damit sich die Jungtiere langsam an das Wasser gewöhnen können und auch ein bisschen geschützt sind vor den manchmal etwas rabiaten älteren Artgenossen, leben sie sich erst einmal in diesem Bereich ein“, so die Tierpflegerin. Zu Anfang lassen die Tierpfleger die jungen Wasservögel nur unter Beobachtung die ersten Schwimmversuche machen. Auch die Pinguine, die von ihren Eltern großgezogen werden, ziehen hier bald ein, wie die Tierpflegerin erklärt: „So lernen sie das Wasser kennen, werden aber auch sicherer darin, ihren Fisch zu fressen.“ In der großen Gruppe bestehe die Gefahr, dass die älteren Artgenossen ihnen den Fisch wegnehmen.

 

DNA-Tests stehen noch an

Bei dem im Februar geschlüpften Pinguin Jimmy konnte bereits das Geschlecht ermittelt werden – äußerlich sind Männchen und Weibchen nicht voneinander zu unterscheiden, deswegen muss ein DNA-Test einer Feder gemacht werden. Der DNA-Test bei den vier jüngeren Humboldtpinguinen steht noch aus. Nach dem Wechsel zum Jugendgefieder mit etwa 12 Wochen ist auch bei ihnen die Untersuchung möglich. „In der Wildbahn gelten Humboldtpinguine als ‚gefährdet‘. Zoos führen deswegen ein Zuchtbuch und daher ist es nicht nur für uns, sondern auch für den Zuchtbuchkoordinator wichtig zu wissen, um welches Geschlecht es sich bei unseren Jungtieren handelt“, so Hennig-Lippe. Im slowenischen Zoo Kosice koordiniert der Zuchtbuchführer den Austausch und mögliche Paarbildungen zwischen europäischen Zoos nach wissenschaftlichen und sozialen Kriterien.

 

Besucher können mit etwas Glück Jimmy und Sommersprosse auf der rechten, umzäunten Seite der Außenanlage beobachten oder die zwei Jungtiere, die von ihren Eltern aufgezogen werden, in den Bruthöhlen entdecken. An den Wochenenden, an Feiertagen und in den Ferien (täglich) finden außerdem zweimal täglich um 10:40 Uhr und um 15:30 Uhr kommentierte Fütterungen bei den Pinguinen statt.   

 

Fürsorglicher Vater

Auch in der neuen, nordamerikanischen Tierwelt „Manitoba“ freuen sich die Tierpfleger über Nachwuchs: Die Waldbison-Weibchen Eliza und Nschotschi brachten am 13. sowie am 20. Mai jeweils ein Jungtier zur Welt. „Am 13. Mai kam ich morgens zum Saubermachen in den Bisonstall und entdeckte das neugeborene Kalb. Da war die Freude groß“, berichtet Tierpflegerin und Revierleiterin Tanja Boss. „Wir vermuteten schon, dass Eliza tragend ist. Am Bauchumfang war das unter dem dichten, langen Winterfell zwar nicht zu erkennen, aber vor der Geburt zeichnete sich schon ein Euter ab. Wir waren ganz gespannt, denn die Bisons leben ja erst seit September 2017 bei uns“, so Boss weiter. Das weibliche Jungtier, das die Tierpfleger „Akai“ tauften sowie das männliche Jungtier „Avan“ laufen auf der Anlage auf noch etwas wackeligen Beinen zwischen ihren Müttern Eliza und Nschotschi sowie Vater Winnetou oder legt sich gerne auch im Futter der Drei ab. Besonders freut die Tierpfleger, wenn Akai und Avan zu Vater Winnetou wackeln: „Eigentlich kümmern sich Bison-Väter nicht um ihren Nachwuchs. Winnetou allerdings leckt den beiden auch schon mal über den Kopf und zeigt Interesse – sehr untypisch, aber es ist schön, wie harmonisch die fünf Wildrinder zusammenleben.“ Besucher können Akai und Avan mit ihren Eltern auf der Anlage entdecken, die Gruppe ist dort rund um die Uhr zusammen.

 


Wissenswertes zu den Humboldt-Pinguinen (Spheniscus humboldti)

Der Humboldt-Pinguin gehört zu der Art der Brillenpinguine und lebt ursprünglich an der Pazifikküste Südamerikas in Peru und Nordchile. Sie haben eine Körpergröße von circa 65 Zentimetern und rund vier Kilo Körpergewicht. Nach einer Brutdauer von bis zu 42 Tagen schlüpfen in der Regel ein bis zwei Jungtiere. Es ist die einzige Pinguinart, die zweimal im Jahr brüten kann. Das Hauptbrutgebiet waren in früherer Zeit die Guanoinseln vor der chilenischen und peruanischen Küste. In den Guano (der Kot der Seevögel) gruben sich die Pinguine ihre Bruthöhlen. Der Guano wurde schon zu den Zeiten der Inkas als Dünger genutzt. Bedingt durch industriellen Abbau haben die Humboldt-Pinguine ihre natürlichen Bruthöhlen verloren und ziehen jetzt in Felsgrotten und Höhlen ihre Nachkommen auf, was für sie aber sehr schwierig ist. Der Guano-Abbau, Überfischung, aber auch Klimaphänomene wie El-Nino führten zur starken Dezimierung des Bestandes. Die Art gilt als „gefährdet“ (IUCN - Rote Liste).

 

Wissenswertes über den Waldbison (Bison Bison Athabascae)

Während der Präriebison in den Weiten der Grassteppen Nordamerikas zuhause ist, beschränkt sich das Vorkommen des Waldbisons auf einige Teile von Alaska und Kanada. Sie halten sich bevorzugt in Waldgebieten auf, sind aber keine reinen Waldbewohner. Ihre Nahrung besteht aus Laub, Zweigen und Rinde, aber auch aus Flechten, Kräutern und Gräsern. Wie alle Rinderartigen sind auch die Bisons Wiederkäuer. Waldbisons leben in Herden, die allerdings deutlich kleiner sind als die der Präriebisons und nur aus einigen Kühen mit ihrem Nachwuchs bestehen. Die Bullen leben am Rande dieser Gruppen.

Waldbisons können etwa 30 Jahre alt werden. Die Tiere können bis zu 50 km/h schnell werden, obwohl die Bullen fast eine Tonne Gewicht auf die Waage bringen. Bei der Geburt wiegt ein Kalb zwischen 20 und 30 Kilogramm.

1957 wurde die letzte reinblütige Herde Waldbisons in Kanada entdeckt und unter Schutz gestellt. Rund 50 Jahre später war der Bestand wieder auf etwa 3.000 Tiere gewachsen. Heute gilt die Tierart als „potenziell gefährdet“.